☀️Vegan Gesund und Glücklich

Ayurveda vegan – geht das zusammen?

Foto: Marylin Barbone/shutterstock.com

Ayurveda, die rund 5000 Jahre alte Heilkunst aus Indien, ist so alt wie manche Weisheiten unserer Großeltern – und mindestens genauso wirkungsvoll. Während wir im 21. Jahrhundert hektisch zwischen To-do-Listen, Superfood-Trends und Bildschirmzeit jonglieren, sehnt sich unser Körper nach genau dem, was Ayurveda seit Jahrtausenden predigt: Balance, Achtsamkeit und echtes Wohlgefühl.

Und dann ist da noch der Veganismus – längst mehr als nur „kein Käse auf der Pizza“. Aus Liebe zu Tieren, zur Umwelt oder zur eigenen Gesundheit entscheiden sich immer mehr Menschen für eine rein pflanzliche Lebensweise. Doch hier kommt der Elefant im Raum – oder besser gesagt: die Kuh. Denn Ayurveda liebt Ghee (geklärte Butter), warme Milch und gelegentlich auch Honig.

Passt das überhaupt zusammen?
Zwei Welten, zwei Philosophien – die eine streicht Ghee übers Essen, die andere streicht Ghee komplett vom Speiseplan.

Die gute Nachricht? Ja, sie können zusammenfinden – und das sogar ziemlich harmonisch. Vorausgesetzt, man ist offen dafür, ayurvedische Prinzipien mit einem modernen Twist zu betrachten.
Klingt unmöglich? Keineswegs. Klingt spannend? Absolut!

Foto: Santhos Varghese/shutterstock.com

Aber zuerst: Was ist Ayurveda eigentlich?

Ayurveda ist aktuell in aller Munde – aber wenn man mal genauer nachfragt, wissen viele nur: „Irgendwas mit Öl und indischem Essen, oder?“ Dabei steckt hinter dem klangvollen Begriff ein ganzes Universum an uraltem Wissen.

Wörtlich übersetzt bedeutet Ayurveda „Wissen über das Leben“ – und zwar nicht nur das Überleben im Alltagsstress, sondern echtes, erfülltes, gesundes Leben. Die Lehre betrachtet den Menschen ganzheitlich: Körper, Geist und Seele gehören zusammen wie Dal, Reis und Gewürze. Ziel ist es, die ganz persönliche Balance zu erhalten oder wiederherzustellen – idealerweise, bevor der Körper mit Migräne, Verdauungsdrama oder emotionaler Achterbahnfahrt reagiert.

Im Grunde gar nicht so weit entfernt von der modernen Medizin: Auch dort weiß man inzwischen, dass die Psyche ein gewichtiges Wörtchen bei der Heilung mitredet. Ayurveda wusste das nur schon ein paar tausend Jahre früher.

Im Zentrum der Lehre stehen die berühmten drei Doshas – die biologischen Grundenergien, aus denen wir alle gemacht sind:

  • 🌀 Vata – das Prinzip von Bewegung (Luft & Äther)
  • 🔥 Pitta – das Prinzip von Stoffwechsel & Transformation (Feuer & Wasser)
  • 🌱 Kapha – das Prinzip von Struktur & Stabilität (Wasser & Erde)

Jeder Mensch trägt alle drei Doshas in sich, aber in ganz eigener Mischung – wie ein individuelles Gewürzprofil. Gerät diese Mischung aus dem Gleichgewicht, zeigt sich das oft durch Unwohlsein, Stimmungsschwankungen oder körperliche Symptome.

Und genau hier setzt Ayurveda an – mit Ernährung, Tagesroutinen, Heilpflanzen und Lebensstil – alles individuell abgestimmt auf deine Konstitution. Kein One-Size-Fits-All, sondern: Du isst, schläfst und lebst, wie es dir guttut.

Bild: Marekuliasz/shutterstock.com

Was ist mit Ghee, Milch und Co? – Warum Ayurveda traditionell nicht vegan ist

Wenn man tiefer in Ayurveda eintaucht, stößt man ziemlich schnell auf ein paar treue Begleiter: Ghee, Milch, Joghurt und Honig. Sie gelten in der klassischen Lehre als besonders sattvisch – also rein, nährend und stärkend. Vor allem Ghee wird fast schon wie flüssiges Gold behandelt: Es soll das Verdauungsfeuer anregen, das Gewebe nähren und sogar den Geist klären. (Ja, das kann man als Butter-Fan durchaus romantisch finden.)

Aber hier kommt der Haken: Für überzeugte Veganer:innen ist das alles ein ziemlicher Stimmungskiller. Denn in einer Lebensweise, die Tierleid ausschließt, haben tierische Produkte einfach keinen Platz – egal wie golden sie glänzen.

Doch bevor man jetzt Ayurveda in die „nicht-vegan-kompatibel“-Schublade steckt, lohnt ein Blick auf den kulturellen Kontext:
Die traditionellen ayurvedischen Schriften stammen aus einer Zeit, in der Kühe heilig waren, Tiere respektvoll behandelt wurden und Milchprodukte frisch, lokal und naturbelassen verwendet wurden. Ghee war kein industriell hergestelltes Massenprodukt, sondern ein medizinisch eingesetztes Heilmittel.

Mit anderen Worten: Ayurveda war nie darauf ausgerichtet, Tierprodukte aus Prinzip zu verherrlichen – sondern ihre Wirkung im Körper zu nutzen, wenn sie förderlich sind. Und genau hier liegt der Spielraum für moderne Interpretationen.

Denn Ayurveda ist kein starrer Dogmen-Katalog. Es ist eine lebendige Lehre, die sich anpassen darf – auch an einen veganen Lebensstil.

Ayurveda vegan – passt das denn nun zusammen?

Ja – und wie! Die Prinzipien des Ayurveda lassen sich wunderbar mit einer veganen Ernährung verbinden – solange man bereit ist, ein wenig kreativ zu denken und auf seinen eigenen Körper zu hören. Denn das Ziel bleibt dasselbe: Balance im System, ganz egal, ob mit Ghee oder ohne.

Tatsächlich lassen sich viele klassische Ayurveda-Rezepte ganz einfach „veganisieren“ – ohne dass dabei Geschmack oder Wirkung verloren gehen:

  • 🥥 Kokosöl oder Sesamöl statt Ghee
  • 🥛 Hafer-, Mandel- oder Reismilch statt Kuhmilch
  • 🍯 Ahornsirup oder Dattelsirup statt Honig

Entscheidend ist, dass die Nahrung leicht verdaulich, frisch zubereitet, saisonal und typgerecht ist – also auf dein persönliches Dosha abgestimmt. Ayurveda setzt nämlich nicht auf Dogmen, sondern auf Individualität.

Und keine Sorge: Wer jetzt denkt, „Oh je, das klingt nach Askese auf indisch“ – dem sei gesagt, dass ayurvedisch-veganes Essen unglaublich lecker, wärmend und wohltuend sein kann.

Ich werde euch hier auf dem Blog immer wieder ayurvedische Rezepte vorstellen, die ich veganisiert habe – natürlich mit viel ❤️ und einer Prise Kurkuma!

Foto: Vera Prokhorova/shutterstock.com

🥣 Veganes Kitchari – Ayurvedisch, sättigend & dosha-ausgleichend

Hier also ein kleines, veganes Rezept, angelehnt an die ayurvedische Lebensform:

Zutaten (für 2–3 Portionen):

  • 100 g Mungbohnen (geschält oder halbiert)
  • 100 g Basmatireis
  • 1 EL Kokosöl oder Sesamöl
  • 1 TL Kreuzkümmel
  • 1 TL Senfkörner
  • 1 TL Kurkuma
  • ½ TL Ingwerpulver oder frischer Ingwer
  • 1 kleine Karotte (gewürfelt)
  • 1 Handvoll Spinat oder Zucchini (optional)
  • Salz nach Geschmack
  • Wasser oder Gemüsebrühe (etwa 600–700 ml)
  • Frischer Koriander (optional)

Zubereitung:

  1. Reis und Mungbohnen gut waschen, eventuell 1 Stunde einweichen.
  2. Öl in einem Topf erhitzen, Gewürze kurz anrösten.
  3. Gemüse zugeben, dann Reis und Bohnen hinzufügen.
  4. Mit Wasser oder Brühe aufgießen, aufkochen und ca. 25–30 Minuten köcheln lassen.
  5. Mit Koriander garnieren – warm genießen.

👉 Ideal für alle Doshas (leicht angepasst mit Gewürzen oder Gemüse).

Foto: Jiri Hera/shutterstock.com

Noch Interesse an einem kleinen Dosha-Food-Guide?

🌀 Vata (luftig, kalt, trocken)

Braucht: warm, nährend, ölig
Ideal: Süßkartoffeln, Hafer, Mandeln, Avocado, Sesamöl
Vermeiden: Rohkost, Hülsenfrüchte (ohne Gewürze), kalte Getränke

🔥 Pitta (feurig, scharf, leicht sauer)

Braucht: kühlend, süß, bitter
Ideal: Gurke, Kokosnuss, Melone, Zucchini, Minze
Vermeiden: Tomaten, scharfe Gewürze, Essig, Kaffee

🌱 Kapha (schwer, feucht, stabil)

Braucht: leicht, trocken, anregend
Ideal: Linsen, Quinoa, Brokkoli, Äpfel, Kurkuma, Chili
Vermeiden: Weizen, Milchprodukte, Zucker, Fettiges

Doch welcher Dosha-Typ bist du?

🧘‍♀️ Mini-Dosha-Test, der dir hilft, deinen Dosha-Typ zu bestimmen:

Frage 1: Wie würdest du deinen Körperbau beschreiben?
A) Schlank, zart, oft kalte Hände/Füße
B) Mittelbau, muskulös, leicht zu erhitzen
C) Kräftig, stabil, neigt zu Gewichtszunahme

Frage 2: Wie reagierst du unter Stress?
A) Ängstlich, zerstreut, unruhig
B) Reizbar, perfektionistisch
C) Rückzug, Trägheit, emotionale Blockaden

Frage 3: Deine Verdauung ist meist …
A) unregelmäßig, Blähungen, trocken
B) stark, neigt zu Sodbrennen
C) langsam, schwer, wenig Appetit

Auswertung:

  • Überwiegend A → Vata
  • Überwiegend B → Pitta
  • Überwiegend C → Kapha

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